Verdauungsstörungen treten bei Kaninchen und Meerschweinchen relativ häufig auf und sind oft die Folge falscher Ernährung. Durchfallerkrankungen können bei den Tieren innerhalb von wenigen Tagen einen lebensbedrohlichen Zustand verursachen, so dass hier immer schnelle medizinische Hilfe aufgesucht werden sollte. Kennt man die Besonderheiten des Magen-Darm-Traktes können viele Fütterungsfehler vermieden werden.
Ein ganz besonderer Verdauungstrakt
- Schon im Maul fangen die Besonderheiten an: Kaninchen und Meerschweinchen sind auf eine rohfaserreiche Nahrung angewiesen. Denn nur so reiben sich die Zähne, welche lebenslang wachsen, gegeneinander ab und es entstehen keine Zahnspitzen und –haken.
- Bei beiden Tierarten ist der Magen-Darm-Trakt relativ muskelarm, so dass der Weitertransport des Nahrungsbreis nur durch das „Nachschieben“ des neu aufgenommenen Futters gewährleistet wird.
- Bleibt dieser Nachschub aus, gährt das Futter auf . Schmerzhafte Aufblähungen im Magen oder Dünndarm sind dann die Folge.
- Die natürliche Gärkammer bei Kaninchen und Meerschweinchen befindet sich erst im Blinddarm. Hier spalten und zerlegen Bakterien einen Teil der zugeführten Rohfaser in Nährstoffe und produzieren so den lebenswichtigen Blinddarmkot.
- Der Rest der Nahrung passiert weiter den Dickdarm und wird als kleine schwarze, runde oder ovale Kotkügelchen ausgeschieden.
- Insgesamt haben Kaninchen und Meerschweinchen einen sehr langen Darmtrakt, der empfindlich auf Störungen reagiert.
Blinddarmkot oder Durchfall?
- Kaninchen und Meerschweinchen gehören zu den sogenannten Koprophagen („Kot-Fressern), da sie den weichen, traubenförmig aneinander klebenden Blinddarmkot fressen. Er enthält eine Fülle an aufgespalteten Nährstoffen, B-Vitaminen und Bakterien, die für die Tiere lebensnotwendig sind. Gewöhnlich ist er im Käfig selten zu finden, da er meist unmittelbar vom After wieder aufgenommen wird.
- Im Gegensatz zum Blinddarmkot ist bei Durchfall das Fell um den After herum stark verschmutzt und verklebt. Durchfallkot riecht zudem unangenehm bis übel und in vielen Fällen zeigt das Tier weitere Krankheitsanzeichen wie Appetitlosigkeit, Schwäche und Bauchschmerzen.
Ursachen für Durchfall
- Eine rohfaserarme Fütteurng (zu wenig Heu), eine schnelle Futterumstellung und die Gabe von kaltem, ungeeignetem, gespritztem, angeschimmeltem oder ungewaschenem Futter können bei Kaninchen und Meerschweinchen schnell zu Durchfällen führen.
- Darüber hinaus kommen als Verursacher eine Reihe von bakteriellen und viralen Infektionen, Darmparasiten sowie Hefepilze in Betracht.
- Hefepilze treten sehr häufig auf und vermehren sich massenhaft bei einer zucker- und stärkehaltigen Fütterung mit Kraftfutter bzw. anderen Leckerlies. Sie senken den Appetit auf Heu und sind daher nur in sehr geringen Mengen bzw. nur in Ausnahmefällen anzubieten.
- Auch als Folge von Zahnfehlstellungen, Maulentzündungen oder nach einer Antibiotika-Behandlung sind Durchfälle immer wieder zu beobachten.
Vorbeugend und unterstützend bei Durchfall
- Für einen optimalen Zahnabrieb und eine gute Darmgesundheit muss den Pflanzenfressern qualitativ hochwertiges und vor allem langhalmiges jederzeit unbegrenzt zur Verfügung stehen! Fressen die Tiere nicht, sollte unbedingt mit einem rohfaserhaltigen Brei zugefüttert werden.
- Auch Zweige von Weiden, Obstbäumen oder Eichen können zum Beknabbern angeboten werden.
- Während der Genesung kann dem Tier zusätzlich gut verträgliches Gemüse wie Möhren und Fenchel, Kräuter sowie kleine Mengen an Banane als gelbildender Schleimhautschutz angeboten werden.
- Trinkwasser kann mit Kamillentee, Fencheltee und mit Vitamintropfen angereichert werden.
- Werden mehrere Kaninchen oder Meerschweinchen gehalten, empfiehlt es sich, die Tiere zu separieren. In jedem Fall muss der Käfig gründlich gereinigt und sauber gehalten werden.
- Da einige Durchfallerkrankungen auch auf den Menschen übertragbar sind, ist es wichtig, bei jedem Kontakt mit dem kranken Tier die Hände zu waschen!